Manche Paare ergänzen einander mittels ihrer Eigenschaften, bei anderen führt das Widersprüchliche eher zum Konflikt: So zeigt sich etwa X im
gemeinsamen Alltag pedantisch und sparsam, während Y großzügig und entspannt erscheint.
Je nachdem, aus welcher Perspektive betrachtet, könnte die Wahrnehmung auch eine andere sein: X wirkt um Ordnung und Verantwortlichkeit bemüht, wohingegen Y auf Bequemlichkeit setzt und
eigenen Bedürfnissen allzu sehr nachgibt.
Könnten solche Gegensätze durch innerpsychisches Geschehen der Partner*innen erzeugt oder zumindest verstärkt werden? Möglicherweise verspürt X einen heimlichen, verpönten Wunsch danach, zu faulenzen und zu shoppen, der jedoch nicht gespürt oder zugelassen werden soll, sodass er umso stärker in Y wahrgenommen wird, wofür die andere Person getadelt und angeklagt wird. Vielleicht versucht wiederum Y einen inneren Konflikt zwischen Bedürfnissen und Gewissen zu vermeiden, sodass der strenge, strafende innere Anteil ganz auf Y geschoben und dort mit Spott oder Vermeidung behandelt wird.
Im Prozess der Paararbeit sollen jeweils eigene Persönlichkeitsanteile im anderen erkannt und zurückgenommen werden, sodass Raum für Perspektivenwechsel, gegenseitiges Verständnis, Persönlichkeitsentwicklung und Neuverhandlungen geschaffen werden kann.